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Schädel
Schädel seitlich und von oben
Zeichnung von Stejneger (1884)
Steller beschrieb:
„Die Knochen des Hirnschedels zusammen genommen sind nicht grösser als ein Pferdekopf, auch mit ihrer Gestalt und Verbindung davon nicht weit unterschieden.“
Heptner bemerkte 1974:
„Der Schädel ist sehr unterschiedlich von dem der übrigen Säugetiere. Es bestehen einige Ähnlichkeiten mit dem der Elefanten und Klippschliefer. Die Nasenöffnungen sind stark verschoben und aufwärts gerichtet. Die Männchen hatten vermutlich im Verhältnis zur Schädellänge brei­tere Jochbögen als die Weibchen.*)Geschlechts-
dimorphinismus, siehe auch Körpergröße (Heptner 1974, S. 32)
Das Auffälligste sind die großen, paarigen, schnabelförmigen Zwischenkieferknochen (Prämaxillae oder Os incisivum). Im Zwischenkiefer der Säugetiere finden sich die Fächer der Oberkieferschneidezähne (Incisivi). Er ist je nach Tierart und Nahrung unterschiedlich ausgebildet*)"Er ist bei verschiedenen Thieren von sehr verschiedener Gestalt ... nach der Art des Futters eingerichtet ... denn es muß seine Speise mit diesem Theile zuerst anfassen, ergreifen, abrupfen, abnagen, zerschneiden ... deßwegen ist er bald flach und mit Knorpeln versehen ... bald mit stumpfern oder schärferen Schneidezähnen bewaffnet"
(Goethe 1784 'über den Zwischenkiefer').
. Bei allen Seekühen reichen sie (anders als bei den von Steller erwähnten Pferden), weit zurück bis an das Stirnbein und trennen die Oberkieferhälften voneinander. “

Zwischenkiefer des Pferdes
 
Zwischenkiefer der Stellerschen Seekuh
Die Stellersche Seekuh besaß keine Nasenbeine.Die Männchen einiger fossilen Seekühe und der Dugongs besitzen als Stoßzähne ausgebildete obere Schneidezähne. In der Regel jedoch besitzen Seekühe auch ansatzweise keine Schneidezähne.
Kupferstich der Kauplatten
Während Jungtiere der Vorgängerart Hydrodamalis cuestae im Oberkiefer noch Spuren von Backenzähnen in Form von Zahnalveolen aufwiesen, finden sich bei H. gigas keinerlei Zeichen eines Zahnansatzes mehr.
Die auch bei den heutigen Seekühen vorhandenen hornigen Kauplatten im Zwischen- und im Unterkiefer dienten wahrscheinlich nur zum Abrupfen der Pflanzennahrung, diese wurde dann aber praktisch unzerkaut geschluckt*)Domning 1978, S. 117f. (Übrigens wird anscheinend auch beim Dugong die Nahrung hauptsächlich von den hornigen Kauplatten zerkleinert und in den Verdauungstrakt befördert. Die voll ausgebildeten Backenzähne scheinen funktionslos zu sein*)Journal of Zoology, Volume 270, Issue 2: 277-289)

Oben: Tafel XIV der lateinischen Ausgabe der 'de bestiis marinis' von 1751, vermutlich 1743 nach Stellers Exemplar gezeichnet von Berckhan*)Stejneger 1936, Appendix A, S. 524.

Rechts: Die in einen Schädel eingepasste obere Petersburger Kauplatte,
sie ist 182 mm lang und 81 mm breit, im Leben waren diese Platten weiß.
(Foto Alexander Gehler)
Schädel mit Kauplatte
Occiput
Blick auf das Große Hinterhauptsloch (aus v. Nordmann)

Die Form der Hinterhaupthöcker und der ersten Halswirbel erlaubte eine größere Beweglichkeit des Kopfes zu den Seiten (zum Abrupfen der Nahrung) und nach oben (zum Atmen bei Wellengang), als bei den heute lebenden Seekühen*)Domning 1978, S. 122.

Ein Zungenbein (hyoid) wurde nicht überliefert, auch Steller hat es nicht erwähnt.




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