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die Zarsko-Ssel'sche Abbildung Nr. 1

Zarsko-Ssel'sche Abbildung Nr. 1

1891 entdeckte Dr. Eugen Büchner in der Privatbibliothek des Zaren in Zarsko-Ssel ein 1758 abgeschlossenes, handschriftliches Tagebuch des Seeoffiziers Sven Waxell*)Berings Stellvertreter auf der St. Peter, und darin eine Seekarte mit der obigen, im Original etwa 26 cm breiten, sorgfältig ausgearbeiteten Abbildung. Er veröffentlichte sie in "Die Abbildungen der nordischen Seekuh" als Zarsko-Ssel'sche Abbildung Nr. 1.
Kopf und Augen sind sehr groß, der Körper kurz und, selbst auf der Schwanzflosse, mit unnatürlich regelmäßigen, übertrieben Querfalten dargestellt. Die übergroße Schwanzflosse ist nicht, wie auf den vorigen Abbildungen, senkrecht gezeichnet, sondern die Querstellung ist perspektivisch verdeutlicht. Sie weist einen gewellten Saum auf, womit offenbar die von Steller beschriebene lamellenartige Struktur*)Siehe Anatomie -> Haut dargestellt sein soll. Aus den (ganz vorn am Kopf gezeigten) Nasenöffnungen spritzt das Tier einen Wasserstrahl. Die Rückenlinie der übrigen Darstellungen fehlt. Die Vordergliedmaßen sind deutlich hakenförmig.
Büchner meinte, dass hier ein anderes Individuum dargestellt ist, als auf den drei anderen zeitgenössischen Bildern. Den Proportionen nach könnte es sich um ein Jungtier gehandelt haben (relativ großer Kopf, abgesetzter Hals, kurzer Rumpf, Größe dere Schwanzflosse, Speckfalten).
(hier zur Verdeutlichung das Bild eines toten Babymanati, nach Buffon)
Waxell schrieb: "Einmal töteten wir ein Seekalb, das bei Ebbe zwischen einigen Felsen auf dem Trockenen zurückgeblieben war und nicht wieder hinauskommen konnte. Es wog zirka 1200 Pund und schmeckte recht delikat." Dabei handelte es sich möglicherweise um das Exemplar, dessen Skelett Steller präpariert hatte, aber wegen des knappen Platzangebots auf der St. Peter II auf der Insel zurücklassen musste.
Möglicherweise aber wurde das Tier, wie Heptner*)1974 glaubt, "beim Umzeichnen stark entstellt". Auch die Robben sind eher Karrikaturen der Wirklichkeit.
Bereits 1867 hatte Alexander von Middendorf*)russlanddeutscher Wissenschaftler (1815-1894) auf einer alten Seekarte im Besitz der Petersburger

die Middendorf'sche
Abbildung
(aus "The Voyage of the Vega"
Akademie eine ähnliche, gröbere Abbildung entdeckt (die sogenannte Middendorf'sche Abbildung), und sie in seiner "Thierwelt Sibiriens" veröffentlicht. In dieser Kopie wurden übrigens die Falten an der Kopfseite des Zarsko-Sselschen Originals als äußere Ohrmuscheln fehlgedeutet, und es fehlen die Barthaare. Es wurden noch mehrere Versionen dieser Karte mit deutscher und englischer Beschriftung gefunden (z. B. 1891 in Uppsala von Dr. Dall, die sogenannte Dall'sche Abbildung).
Die Middendorf'sche Zeichnung und die anderen oben erwähnten Versionen waren offenbar "ungenaue Copien"*)Büchner 1891, S. 20 des (bereits entstellten) Tsarsko Sselschen Originals. Es ist anzunehmen. daß sie nicht direkt auf eine Plenisner-Skizze zurückgehen.


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