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Die verlorenen Originalzeichnungen - Plenisner
„Das Thier siehet im Leben seltsam genug aus!“ schrieb Steller in den 'sonderbaren Meerthieren'.
Leider konnte uns Steller keine eigene Abbildung der Seekuh hinterlassen, „es ist Grund vorhanden, ihm beinahe jegliches Zeichen-Talent abzusprechen*)Büchner, Seite 7“. Er wurde auf seinen Reisen stets von einem wissenschaftlichen Maler oder Zeichner begleitet, der in seinem Auftrag arbeitete.
Da auf dem Expeditionsschiff kein Platz für einen zusätzlichen Zeichner war, entschied Vitus Bering, dass während der Seereise nach Amerika bei Bedarf der baltendeutsche Friedrich Plenisner für ihn zeichnen solle. Plenisner war   Kyrillisch=Maler (= Maler*)Büchner, S. 7, Steller nannte ihn Conductor, möglicherweise ein Unteroffizierstitel analog zur britischen Navy), somit wohl als Kartenzeichner Besatzungsmitglied der St. Peter (siehe Kurzbiografie unten). Plenisner und Steller wurden während der Seereise Freunde.
Nach der glücklichen Rückkehr schickte Steller sein bereits auf der Beringinsel angefertigte Manuskript De Bestiis marinis am 12. Juli 1743 mit dem jährlichen Versorgungsschiff von Bolscheretsk*) an der Westküste Kamtschatkas nach St. Petersburg, zusammen mit einer Reihe von Zeichnungen einer weiblichen Seekuh, die mit ziemlicher Sicherheit*)Büchner: "zweifelsohne von ... Plenisner entworfen" -
Stejneger: "there can be no doubt"
Plenisner in Stellers Auftrag auf der Beringinsel erstellt hatte.

Tafel 1 stellt das Tier flach auf dem Bauch liegend dar.
Tafel 2 auf dem Rücken liegend, so dass die Form der Lippen, Arme,
Zitzen, Genitalien und Schwanz gezeigt werden.
Tafel 3 Kauplatten und das 'Insekt auf diesem Tier' (insecta
hujus animalis
).

Wegen der unsicheren Transportsituation auf dem langen Weg nach Europa war es üblich, daß an jedem Weiterleitungsort Kopien derartiger Berichte angefertigt und archiviert wurden. Ein Exemplar der Aufzeichnungen erreichte St. Peterburg, die Zeichnungen sind jedoch verschollen*)Stejneger 1936, the Pictures of the Seacow.


Friedrich H. Plenisner
Der Deutsch-Litauer (Kurländer) Friedrich H. Plenisner (? - 1778) war:
1730-1735 Kavalleriesoldat [Leibgarde?].
dann nach Jakusk versetzt [?],
1737 wurde für ein mir nicht bekanntes Vergehen lebenslänglich nach Ochotsk verbannt,
[dort Korporal im Hafen von Ochotsk?]
1738 bereits von Vitus Bering für die Große Nordische Expedition angeworben.
1740: in Ochotsk bemalt Plenisner die beiden neugebauten Paketboote St. Peter und St. Paul innen weiß, grün, rot und hellblau. Erstmalig treffen sich Steller und Plenisner.
1741-41 als Maler/Landvermesser [?] Teilnahme an Berings Amerikareise,
Zeichnete während der Reise die Küsten des Ochotskischen Meers und der Beringsee, und des Golfs von Alaska [?].
1745 wurde er begnadigt und kehrte nach Moskau zurück.
Ab 1745 war er Soldat [unbekannte Waffengattung und Rang - in einem Jakutischen Infanterie-Regiment?] in Ostsibiren, diente in der Garnison Anadyrskogo [als Gefängnisdirektor?].
Er wurde 1760 als Oberstleutnant Kommandeur der Anadir Region,
Seit 1761 Kommandeur einer Festung [?].
1762 wurde er aufrund seiner Teilnahme an Berings Amerikareise und den erlangten Kenntnissen des unbekannten fernen Nordosten des Reichs zum Oberst und Befehlshaber von Anadyr und Okhotsk ernannt.
Schickte 1763 und 1764 Expeditionen in die Ostsibirische See und zu den Bäreninseln, sammelte geografische und ethnografische Informationen für die Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.*)Quelle: www.kamchatsky-krai.ru und A. Erman, 1855, Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland, Seite 217.
1772 von diesem Posten abgelöst [entlassen?]*)Bering's Successors, J. R. Masterson, 1947.
Von 1776 bis zu seinem Tode 1778 lebte er in St. Petersburg. Möglicherweise traf er dort Peter Simon Pallas, und es ist denkbar, daß er ihm dabei eine seiner Zeichnungen der Seekuh, die Pallas'sche Abbildung (siehe übernächste Seite) übergab*)Stejneger 1936, the Pictures of the Seacow.
Plenisner hatte offenbar keine formale Zeichenausbildung.

(Weitere Einzelheiten zur Biografie wären hochwillkommen)


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